Jahrbücher für Geschichte Osteuropas: jgo.e-reviews 7 (2017), 3 Rezensionen online / Im Auftrag des Leibniz-Instituts für Ost- und Südosteuropaforschung in Regensburg herausgegeben von Martin Schulze Wessel und Dietmar Neutatz
Verfasst von: Christoph Augustynowicz
Historical Atlas of Poland in the 2nd Half of the 16th Century. Vol. 1–4: Voivodeships of Cracow, Sandomierz, Lublin, Sieradz, Łęczyca, Rawa, Płock and Mazovia. Ed. by Marek Słoń. Frankfurt a.M. [usw.]: Lang, 2014. Vol. 1: 24 Ktn; Vol. 2–4: XXIX, 1597 S., Abb., Tab., Ktn. = Geschichte – Erinnerung – Politik. Posener Studien zur Geschichts-, Kultur- und Politikwissenschaft, 6. ISBN: 978-3-631-63667-1.
Mit dem vorliegenden Atlas wurden (Zwischen-)Ergebnisse eines monumentalen, jedenfalls generationenverbindenden Unternehmens vorgelegt. Fünf in den Jahren 1966, 1973, 1993, 1998 und 2008 (!!!) publizierte Bände des ursprünglich von Władysław Pałucki, Stanisław Trawkowski, Henryk Rutkowski und Małgorzata Wilska herausgegebenen historischen Atlanten zu Polen-Litauen im 16. Jahrhundert wurden im Sinne verstärkter Breitenwirkung in der scientific community in die Transitsprache Englisch übersetzt.
Das Werk besteht aus einer Kartenmappe und drei Bänden. Die Kartenmappe (Bd. 1) umfasst eine vierteilige Karte der untersuchten Wojewodschaften samt Abbildungen der Wojewodschaftswappen. Speziellere Karten weisen die protestantischen Gemeinden in den Wojewodschaften Krakau und Sandomierz, das Straßensystem, die weltlichen und geistlichen administrativen Grenzen, sowie die jeweiligen Besitzverhältnissen (Kirche, Krone, Städte, Adel) aus. Detailkarten zeigen schließlich die Diözese Gnesen, die Umgebung von Łódź und 15 wichtige Städte, wobei Krakau samt Wawel mit insgesamt drei Karten berücksichtigt sind. Im Kommentar sind die Vorworte zum Gesamtatlas, sowie zu den fünf berücksichtigten ursprünglichen Teilbänden aufgenommen, aus denen auch der weitere Apparat kompiliert wurde; anschließend werden die geschriebenen und kartographischen Quellen ausführlich besprochen. Der Hauptteil dieses Kommentars trägt zwar den konzisen Titel Methoden und Resultate, nimmt aber den Großteil von Bd. 2 und den gesamten Bd. 3 (S. 70–906) in Anspruch. Hier wird das Kartenmaterial anhand der Kriterien geographische Grundlagen, administrative Gliederung, Besiedelung, Nomenklatur, sowie speziellerer Abschnitte (Straßen, lokale und Stadtpläne, Wappen) kontextualisiert sowie durch tabellarisches und stellenweise weiteres Kartenmaterial ergänzt. Bd. 4 schließlich besteht aus einer Bibliographie sowie einem umfangreichen und umfassenden Index, der nach Siedlungen und physiogeographischen Bezeichnungen (Flüsse, Teiche, Berge, Wälder) gegliedert ist.
Die Stärkte des mit enzyklopädischer Gründlichkeit vorgenommenen Unterfangens liegt hinsichtlich der ursprünglichen Herausgeber in umfassender Detailarbeit zu einer von der Reformation bewegten und in der polnischen Historiographie als Goldenes Zeitalter gerühmten Zeit, sowie hinsichtlich der Herausgeber der nun vorliegenden Übersetzung in der Leistung enorm aufwändiger Kompilations-, Adaptions- und Translationsarbeit. Diese ist umso beachtlicher, als sich die Kartographie in den 48 Jahren zwischen dem Erscheinen des ersten Bandes und nun vorliegender Version laut dem Leiter des Herausgeberinnen- und Herausgeberteams Marek Słoń „beyond recognition“ (S. 2) veränderte. Die Karten sind durchwegs von hoher materieller Qualität, der überwiegende Teil liegt im Farbdruck vor.
Der Vollständigkeit halber sei kritisch angemerkt, dass die umfangreiche Bibliographie zwar den überwiegend polnisch-sprachigen Forschungsstand unmittelbar zum Atlas berücksichtigt, auf eine Erfassung einschlägiger Literatur für den Zeitraum seit dem Erscheinen des letzten Bandes jedoch verzichtet; allfällige im Zeitraum 2010–2014 erschienene vertiefende Positionen sucht man daher vergeblich.
Abschließend sei aber jedenfalls gesagt, dass mit der vorliegenden Arbeit ein Meilenstein zum Wissenstransfer polnischer geschichtswissenschaftlich-kartographischer Kompetenz gesetzt ist. Ob beabsichtigt oder nicht, ist zudem der Erscheinungs- und somit mediale Aufmerksamkeitszeitpunkt denkbar günstig: Vor dem Martin-Luther-Jahr 2017 (500 Jahre Thesenanschlag) und noch unmittelbarer vor dem in der breiteren Öffentlichkeit weitestgehend marginalisierten Jan-Hus-Jahr 2015 (600 Jahre Verbrennung) ist eine Einblendung Polen-Litauens und in weiterer Folge Ostmitteleuropas auch als Bühne und Szene der europäischen Reformation(en) hochgradig wünschenswert und willkommen. Weitere Bände (Wojewodschaften Poznań und Kalisz) sind in Arbeit und für 2017 angekündigt.
Zitierweise: Christoph Augustynowicz über: Historical Atlas of Poland in the 2nd Half of the 16th Century. Vol. 1–4: Voivodeships of Cracow, Sandomierz, Lublin, Sieradz, Łęczyca, Rawa, Płock and Mazovia. Ed. by Marek Słoń. Frankfurt a.M. [usw.]: Lang, 2014. Vol. 1: 24 Ktn; Vol. 2–4: XXIX, 1597 S., Abb., Tab., Ktn. = Geschichte – Erinnerung – Politik. Posener Studien zur Geschichts-, Kultur- und Politikwissenschaft, 6. ISBN: 978-3-631-63667-1, http://www.dokumente.ios-regensburg.de/JGO/erev/Augustynowicz_Slon_Historical_Atlas_of_Poland.html (Datum des Seitenbesuchs)
© 2018 by Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropastudien in Regensburg and Christoph Augustynowicz. All rights reserved. This work may be copied and redistributed for non-commercial educational purposes, if permission is granted by the author and usage right holders. For permission please contact jahrbuecher@ios-regensburg.de
Die digitalen Rezensionen von „Jahrbücher für Geschichte Osteuropas. jgo.e-reviews“ werden nach den gleichen strengen Regeln begutachtet und redigiert wie die Rezensionen, die in den Heften abgedruckt werden.
Digital book reviews published in Jahrbücher für Geschichte Osteuropas. jgo.e-reviews are submitted to the same quality control and copy-editing procedure as the reviews published in print.